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Anerkennung = Feedback = Anerkennung

Anerkennung = Feedback = Anerkennung

Von Sara, 28. April 2024

Meist denken wir bei Feedback vor allem daran, dass wir negatives Feedback bekommen. Wir überlegen, wie wir kritische Rückmeldung über uns möglichst gekonnt abwehren. Doch Feedback kann sowohl eine Bewertung sein, hilfreiches Coaching und eben auch Anerkennung. Jede Rückkopplung, mit der ich etwas über meine Wirkung auf andere erfahren kann, verstehe ich als Feedback. Und Anerkennung gehört dazu.

Wenn wir in unseren Kommunikationstrainings über Anerkennung reden, gibt es meist gemischte Reaktionen. Oft hören wir Sorgen, dass zu viel Anerkennung schaden würde. Oder das Bedürfnis, Anerkennung zu bekommen wird negativ gesehen. Sich Anerkennung zu wünschen wird oft als Schwäche ausgelegt. Eine Sichtweise, die ich nicht teile. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Von anderen gesehen werden wollen, ist ein normaler Teil davon. Machen die Teilnehmenden im Kommunikationstraining die Erfahrung, dass Anerkennung ausgesprochen wird, sagen die allermeisten, dass das eine tolle Erfahrung ist. „Das könnte und sollte man öfter machen.“ Die Erfahrung gilt beruflich wie privat. Die Aussprache von Anerkennung bestärkt, motiviert und fühlt sich gut an.
Mehr Anerkennung auszusprechen ist ein Vorhaben mit vielen positiven Haupt– und Nebenwirkungen. Doch eine Unterscheidung ist uns dabei wichtig. Wir unterscheiden zwischen Lob und Anerkennung.  Die beiden Begriffen scheinen auf den ersten Blick das gleiche zu meinen. Doch schauen wir auf die Beziehungsebene, sehen wir einen entscheidenden Unterschied. Lob wird von oben nach unten ausgesprochen. Eltern loben Kinder, LehrerInnen loben SchülerInnen. Anerkennung geschieht auf Augenhöhe und wird von einem Ich zu einem Du ausgesprochen. Lob hingegen ist eine Botschaft über ein Du. „Das hast du schön gemacht.“ Da ist jemand, der definiert, was schön ist, und sagt dies über die andere Person.

Anerkennung ist immer auch eine explizite Ich-Aussage. „Ich finde es klasse, dass du dir die Zeit genommen hast, mit mir noch einmal die Präsentation durchzugehen. Jetzt fühle ich mich viel sicherer.“ „Ich finde deine Art, wie du den Konflikt moderiert hast sehr hilfreich, alle Parteien fühlten sich gehört.“ Wer was warum gut findet, wird für den oder die Empfänger/in hörbar. Beim Loben bleibt die sprechende Person eher außen vor. Die Bewertung kommt von einer diffusen Instanz und ist eher floskelhaft. Anerkennung benennt, was jemand konkret gemacht hat und was das für Auswirkungen hatte. Anerkennung ist ein Feedback über die positive Wirkung, die ich bei einer anderen Person gesehen habe. Da Anerkennung differenzierter ist als Lob, kann die empfangende Person entscheiden, was sie als Feedback annehmen möchte. Anerkennung wird daher als „nährender“ erlebt als Loben. Wenn wir Anerkennung erhalten, fühlen wir uns eher gesehen und wohl.

Mit der Unterscheidung zwischen Lob und Anerkennung habe ich jetzt das Experiment „Mehr Anerkennung aussprechen“ nicht gerade leichter gemacht. Doch sicherlich ist es dadurch noch spannender geworden. Und es lohnt sich. Im deutschsprachigen Kulturraum wird mit Anerkennung sparsam umgegangen. „Nicht gescholten ist doch schon gelobt“ ist eine Aussage, auf die wir immer wieder stoßen. Daher können wir davon ausgehen, dass wir wenig der positiven Auswirkungen von Anerkennung ernten. Anerkennung stärkt Beziehungen, motiviert und führt zu positiven Gefühlen. Wahrscheinlich ist es so, dass erst, wenn wir meinen, zu viel Anerkennung auszusprechen, es ein gutes Maß ist. Die Herausforderung beim Üben mehr Anerkennung auszusprechen ist es, es nicht nur technisch zu sehen. Wenn Anerkennung allein technisch geübt wird, ohne dass es mit unserer ernst gemeinten Haltung verbunden ist, kann es mechanisch klingen. Wenn wir Anerkennung aussprechen wollen, müssen wir daher auch üben zu sehen, was wir anerkennen wollen. Wir üben nicht nur etwas technisch zu sagen. Wir trainieren unsere Wahrnehmung, genauer zu sehen, was positiv ist. Wir üben, mehr darüber zu sprechen was uns warum gut gefällt. Wenn wir das praktizieren – da gehe ich jede Wette ein – stärken wir Beziehungen, motivieren uns und andere und werden uns selber noch häufiger gut fühlen.

Mehr Anerkennung in den Alltag bringen.

Einige Ideen, wie wir mehr Anerkennung in den Alltag bringen können: 

  • Bevor ich aus dem Büro gehe, überlege ich, was hat heute eine andere Person getan, das einen positiven Einfluss auf mich hatte? Bevor ich das Büro verlasse, spreche ich diese Person an und sage ihr, welche positive Wirkung sie auf mich hatte und bedanke mich dafür.

  • Bevor ich aus dem Büro gehe, überlege ich, was heute am allerbesten war. Was ist gut gelaufen? Bevor ich mich verabschiede, sage ich das in die Runde. 

  • Am Ende eines Meetings benenne ich, was wir heute geschafft haben und was ich wertschätze.

  • Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme oder nach Feierabend auf andere Menschen treffen, erzähle ich zuerst, was heute gut war. 

  • Im Alltag übe ich aktiv „danke“ zu sagen. Auch kleine Sachen haben Wirkung. „Danke, dass du dran gedacht hast…“

Diese Ideen können zu mehr Anerkennung im Alltag führen. Und meistens haben wir das Feedback bekommen: „Das war anfangs etwas komisch – mittlerweile fühlt es sich richtig gut an – auch für mich.“

Foto Chris Linnett, gefunden auf unsplash

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